Russland dreht Ukraine den Hahn zu
Was der Liefer-Stopp für uns bedeutet
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Riesige Nachfrage nach Skihelmen
(RP) Russland hat der Ukraine im Streit um Schulden den Gas-Hahn zugedreht. Das Gas nach Deutschland soll aber weiterfließen. Eon beruhigt die Verbraucher: Der Liefer-Stopp hat keine Auswirkungen. Jedenfalls vorerst nicht.
Russland hat im Streit mit der Ukraine dem Nachbarland den Gashahn zugedreht. Die Versorgung sei am 1. Januar eingestellt worden, teilte der russische Staatskonzern Gazprom mit.
Worum geht der Streit?
Der Streit dreht sich um Schulden und Preise. Kiew habe Rechnungen über 2,1 Milliarden Dollar nicht beglichen, behauptet Gazprom. Der ukrainische Konzern Naftogaz sagt dagegen, er habe 1,5 Milliarden Dollar an einen Zwischenhändler überwiesen. Zudem verlangt Russland ab 2009 von der Ukraine einen Preis von 250 Dollar für 1000 Kubikmeter Gas. Bislang zahlt die Ukraine nur 180 Dollar. Russlands Regierungschef Putin nannte die Preiserhöhung ein „Angebot für das Brudervolk“ und „eine Art humanitäre Hilfe“. Das sehen die ukrainische Premierministerin Julia Timoschenko und Präsident Viktor Juschtschenko anders. In seltener Einheit erklärten sie: Angesichts sinkender Rohstoffkosten sei die Preiserhöhung inakzeptabel.
Was bedeutet das für Europa?
„Wir werden Europa weiterhin voll beliefern“, versicherte Gazprom. Der Konzern will dieses Mal alles besser machen als bei der Gaskrise 2006. Auch damals hatten die Russen den Ukrainern den Gashahn zugedreht und die Ukraine bezichtigt, das für den Transit bestimmte Gas aus der Leitung zu stehlen. Kiew wies die Vorwürfe zurück. Gleichwohl gab es Lieferprobleme in Ungarn, der Slowakei und Italien. Gestern sicherte die Ukraine EU-Kommissionspräsident Barroso die Durchleitung des Gases nach Europa zu. Zugleich bat sie ihn um Vermittlung im Streit.
Folgen für deutsche Verbraucher?
Russland dreht Gashahn zu
Deutschland bezieht 37 Prozent seines Gases aus Russland. Aber nicht alles leitet Gaszprom über Leitungen in der Ukraine, ein Teil fließt auch durch Weißrussland. Der größte deutsche Ferngas-Versorger Eon Ruhrgas versuchte, Verbraucher zu beruhigen. „Wir sind gut vorbereitet. Es wird nicht zu Liefereinschränkungen für Haushalte kommen“, erklärte Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg. Auch Großkunden seien aktuell nicht betroffen. Der Branchenverband BDEW erklärte, die 46 Gasspeicher in Deutschland seien wegen des bislang milden Winters und der schwächelnden Wirtschaft gut gefüllt. Zudem beziehe Deutschland auch Gas aus Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden. Diese Lieferungen könnten bei Bedarf teilweise erhöht werden.
Ukraine zahlt Schulden zurück
Sollte der Gashahn aber für längere Zeit geschlossen bleiben, könnte sich das auch in Deutschland auswirken. „Wenn sich die Lieferkürzungen als gravierend herausstellen sollten, lang anhalten und der Winter besonders kalt wird, stoßen auch unserer Ausgleichsmöglichkeiten an ihre Grenzen“, sagte der Ruhrgas-Chef.
Katherina Reiche (CDU) forderte mit Blick auf den Gasstreit eine Abkehr vom Atomausstieg.
Quelle: www.rp-online.de